Wolfgang Grupp
Ehemaliger Unternehmensführer von TRIGEMA
Wolfgang Grupp ist eine der interessantesten deutschen Unternehmerpersönlichkeiten, ein Verteidiger des deutschen Arbeitsplatzes. Unter seiner Führung hat TRIGEMA in den vergangenen über drei Jahrzehnten weder kurzgearbeitet noch Mitarbeiter aus Arbeitsmangel entlassen. Das Unternehmen garantiert den Kindern aller Mitarbeiter einen Job nach deren Schulabgang. Grupp erhielt 2019 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Er übertrug am 1. Januar 2024 die Leitung des Unternehmens an seine Kinder Wolfgang und Bonita Grupp sowie an seine Ehefrau Elisabeth.
„Wir sitzen alle in einem Boot“, ist die Botschaft des Pragmatikers. Sein Schreibtisch stand am Kopf eines Großraumbüros. Er wollte für seine Mitarbeiter ansprechbar sein. „Ich brauche sie und manchmal brauchen sie auch mich.“ So seine Definition: „Sieben Tage die Woche spazieren gehen – das wäre doch langweilig. Ich freute mich am Freitag auf mein Wochenende, und am Montagmorgen freute ich mich wieder aufs Geschäft.“
Grupp legte sein betriebswirtschaftliches Examen an der Universität Köln ab. 1969 trat er in die großväterliche Firma Gebr. Mayer KG, Burladingen ein, es erfolgte der Aufbau des Geschäftsbereiches Sport- und Freizeit-Bekleidung unter der Marke TRIGEMA. Der Diplomkaufmann war seit 1972 alleiniger Geschäftsführer des größten deutschen T-, Sweat-Shirt- und Tennis-Bekleidungsherstellers (52,5 Prozent der Anteile). Während Deutschlands Textil- und Bekleidungsindustrie die Mitarbeiterzahl seit 1970 von 850.000 auf fast 200.000 reduzierte, wurden bei TRIGEMA in dieser Zeit nicht nur Arbeitsplätze erhalten, sondern zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Es erfolgt eine vierstufige Produktion, von der Stoffherstellung bis zum Fertigprodukt. Die Textilien werden über Einzelhändler, im Direktverkauf über eigene „Filialen“ oder über den Onlineshop vertrieben.
TRIGEMA ist ein Familienbetrieb alten Schlages, bei dem traditionelle Werte wie Rücksicht, Fleiß und Zusammenhalt noch Platz haben. Der Textilhersteller kann in Burladingen - der Stadt im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg - auf eine über 80-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Von den knapp 6.000 Bewohnern kennt jedes Kind den Weg zum größten Arbeitgeber, etwa 1.200 Mitarbeiter aus der Region sind dort beschäftigt. TRIGEMA führte den Ort aus der Ära der Landwirtschaft in die Neuzeit. Der Globalisierung wird die Stirn geboten, die Verlagerung von Produktionsstandorten ins Ausland abgelehnt. „Globalisierung heißt: Erst die Pflicht im Heimatland erfüllen und dann zusätzliche Betriebe im Ausland eröffnen“. Voraussetzung ist, dass die qualifizierten Arbeitskräfte richtig eingesetzt und motiviert werden. Der Umstellung auf Massenproduktion oder der Erschließung neuer Märkte mit Hilfe der Banken wird eine Absage erklärt, solides Wachstum in der Heimat heißt das Schlagwort. Der Produktionsumsatz 2011 betrug 86,4 Millionen Euro - zum Vergleich: 1969 betrug der Wert umgerechnet 8,7 Millionen Euro. 2011 betrug die Wertschöpfung im eigenen Unternehmen 78 Prozent, es gibt keinerlei Bankkredite, das Eigenkapital liegt bei 100 Prozent. Was der Betrachter in Burladingen sieht, ist alles bezahlt, darauf ist Grupp stolz.
Er ist ein Verfechter von Werten wie Respekt, Anstand, Disziplin und Verantwortung und steht auf dem Standpunkt, dass Manager persönlich für ihre Entscheidungen haften sollten. 2005 erhielt er Cicero-Rednerpreis in der Kategorie Wirtschaft für sein rhetorisches Engagement für Deutschland. Mit seiner Stiftung unterstützt er in Not geratene Mitarbeiter und Burladinger Bürger.